"Die Kunst: Eine andere Natur..." (Goethe)

[Paco C. Brynner]

Das Kunststübli/Gemeinschaftsraum der Coeur du Feu (2. OG)

Die Türe zum Kunststübli ist mit filigranen und kunstvollen Schnitzereien versehen. Über dem Hauswappen verkünden fliederfarbene Lettern das Motto des Hauses:

»Sei leidenschaftlich und unersättlich: jetzt!«

Das Kunststübli gleicht einem großen Saal aus einer Kunstgalerie. Die Gewölbedecke ist mit bunten Fresken bemalen, die verschiedene Szenen der Märchen von Beedle dem Barden zeigen. Im Saal hat es eine große Kaminhaube, aus der jedoch nie Rauch steigt, obwohl der Raum bei Kälte durchaus geheizt wird. Ihre Stirnseite zeigt drei Wappen, deren mittleres dasjenige Frankreichs ist.

Im ganzen Kunststübli hat es altertümliche Möblierungen. Es gibt mehrere kleine Tische, die kunstvoll geschnitzt sind und an welchen je vier Schüler Platz haben. Auf einem Tisch neben dem Eingang liegt eine täglich neu hergerichtete Schale mit frischem Obst. An der Wand dahinter finden sich passend diverse Gemälde mit Stillleben mit Früchten. Auch frisches, kühles Quellwasser liegt in einer Karaffe bereit.

Im Saal hat es Schaukelstühle und Sessel, die mehr ästhetisch als bequem sind. Deswegen haben die Schüler diese im Laufe der Jahre mit Kissen und Decken ausgestattet. Die am meisten umkämpfte Sitzgelegenheit ist eine altertümliche Hollywoodschaukel aus wunderbar geschnitztem Arvenholz. Es gibt zudem bunte Wollteppiche zum Auslegen und darauf sitzen.

Um dem Namen alle Ehre zu machen, hat es im Kunststübli Bilderschmuck wo das Auge reicht. Die Gemälde sind zum größten Teil Portraits von ehemaligen Mitgliedern des Hauses, aber auch bekannte, teure Malereien, die von ehemaligen Schülern gemalt worden sind. Die Bilder bewegen sich praktisch alle und sind mit einem Schutzzauber belegt, so dass sie nicht von den Wänden entfernt werden können. Ein paar der Portraits mischen sich gern in den Entstehungsprozess eines neuen Bildes ein, geben dem Schüler mehr oder minder hilfreiche Tipps (die er haben will oder nicht) und streiten sich zuweilen untereinander, welche Maltechnik denn nun besser sei, um dem Schüler damit zu "helfen".
Eine Wand ist zudem weiß und es steht den Schülern frei, sie zu bemalen oder mit eigenen Bildern zu gestalten. Am Ende des Schuljahres wird die Wand dann wieder weiß gezaubert.

Zudem finden sich im Saal viele Truhen, die diverse Malutensilien beinhalten: Öl-, Aquarell- und Wasserfarben, Gouache, Bunt- und Kohlenstifte, Neocolor, Zeichenpapier, Papyri, Leinwände, Stellwände, Lehm, Pappmaché und Ton. Zudem gibt es Kisten mit Wörterbüchern und Synonymwörterbüchern, Gedichtbänden, verschiedenfarbener Tinte und Feder, usw. Auch gibt es Kisten mit Orff-Instrumenten wie Glockenspiele, Klingende Stäbe, Xylophone, Schelltrommeln, usw. Es hat auch einige Vitrinen, in denen Kunstgegenstände aus dem Mittelalter betrachtet (und nur betrachtet!) werden können. In einer Ecke steht zudem ein altes E-Piano.

Wer: Kirian & Paco

Ort: Kunststübli im Nordwestturm des Schlosses

Wann: Mo. 01.03., Nach dem Abendessen (etwa 21:00)

[Paco C. Brynner]

Paco stand, in seinem roten Hoodie und eine enge Jeans gekleidet, vor der Tür zum Gemeinschaftszimmer des Kunstturms. Er trug wie fast immer seine abgetragenen Chucks, und seine Hände waren dreckig von Erde - außerdem hatten der Zeige- und Mittelfinger seiner linken Hand jeweils ein großes Pflaster, weil er sich geschnitten hatte.
Wie so oft weigerte er sich, für diese Labalie Magie wirken zu lassen.
Janosch hätte sich darüber entweder lustig gemacht, oder ihn geschimpft...

Die andere Hand hatte er erhoben, und unsicher wippte er auf der Stelle auf und ab.
Schließlich biss er sich auf die Unterlippe, drückte die Klinke herunter und öffnete die Tür. Nach einem kurzen Moment der Orientierung huschte er hindurch und ließ die Tür mit einem leisen Klicken wieder hinter sich ins Schloss fallen, bevor er sich blinzelnd begann, umzusehen.

[Kirian A. J. Rathgeb]

Wie so oft hatte Kirian mal wieder eine neue Leidenschaft entdeckt, der er mit vollem Herzblut nachging. Dieses Mal trug dieses neue - vermutlich zum Buschfeuer verdammte Hobby – den Namen Blues. Und wie so oft, wenn Kirian von etwas begeistert war, stürzte er sich derart hinein, dass er sich von morgens bis abends – und meist bis tief in die Nacht – damit beschäftigte. So kam es, dass an diesem Abend im Gemeinschaftsraum eine durchaus hübsche und mitreißende Bluesmusik erklang, die Kirian dem E-Piano entlockte. Dazu sang er improvisierte Strophen und genoss die Aufmerksamkeit einer jüngeren Mädchenschar:

„Da in Marschli-hins
gibt’s viel zu entdecken:
Verzauberte Wäschetrommeln,
Froschaugensäfteee
und ganz viel Mätschik!
Da musst du schauen
die ganze Zeit
dass du hier nichts verpasst
vor lauter Staunen...

Das ist der Marschlins-Blues,
das ist der Marschlins-Blues...

Zu lernen gäb’s sicher
auch jede Menge
doch das lässt Unser Einer kalt
das ist ihm Wu-hurscht
denn vom vielen Lernen
bekommst du nur Stresspuschel
und Falten auf der Stirn
das wär ja schrecklich...

Das ist der Nicht-lern Blues
Das ist der Nicht-lern Blues...

Hier in Marschlins...
Hier in Marschlins...
Hier in Marschlins gibt’s auch viel tolle Leute.
Da siehst du hübsche Mädchen
Und hübsche Ju-hungs.“

Kirian hatte den Blick im Zimmer umherschweifen lassen, um den jungen Mädchen kurz zuzuzwinkern bei der vorletzten Strophe und als er Paco erblickte, hatte er mit einem schiefen Grinsen die letzte Strophe angefügt. Allerdings gingen ihm nun langsam die Ideen aus, was er noch singen könnte.

„Jetzt weiss ich dann nicht mehr...
was zu singen...
jetzt brauch ich Hilfe...
beim Improvisieren.

Das ist der Kirian-hat-keinen-Plan-was-er-singen-soll-Bluuuuees...“


(Melodie, die er spielt, etwa in der Art: https://www.youtube.com/watch?v=UbV8MmGZyzw)

[Paco C. Brynner]

Es dauerte nicht lange, da bemerkte Paco, dass die Musik, welche durch das Zimmer schall, nicht etwa ein Radio oder Ähnliches war - es war ein Schüler. Den er nun auch erblickte und singen sah.

Peinlich berührt starrte er den Jungen für einen langen Moment an, als er auf dessen offensichtlich improvisierten Liedtext hörte. Seine Ohren wurden in Sekundenschnelle warm, und ihm schoss Röte ins Gesicht.
Schnell wandte er sich von dem Jungen ab - wie hieß er doch gleich? Er war ein Jahr unter ihm, richtig? - und betrachtete ein großes Gemälde, auf dem ein großes Schiff über wilde Wellen dahinglitt und dem stürmischen Regen trotzte. Eine stark bewaldete Insel war im Hintergrund zu sehen. Paco entwich ein leises Seufzen und er verzog ein wenig verbittert das Gesicht.

[Kirian A. J. Rathgeb]

Kirian endete seinen Gesang mit einem lauten Klavierklimmpern und erntete einigen Applaus von den Mädchen. Beschwingt erhob er sich und verbeugte sich vor den Mädchen, zwinkerte ihnen zu und sah sich dann nach dem eben hereingekommenen Besuch um. Zu seiner Enttäuschung hatte dieser sich abgewandt und sah nicht allzu glücklich aus. Hatte ihm sein Spiel nicht gefallen? Konnte nicht sein, er spielte und sang doch spitze! Bestimmt hatte ihm etwas anderes de Zauberstab verknotet. Lässig ließ er die Hände in seine Hosentasche gleiten und gesellte sich zu dem Nachtjäger.

„Was hat dich denn hierhin verschlagen, Drachenkind*?“, fragte er Paco gut gelaunt.


*Spitzname der Nachtjäger ist (unter anderem) Drache.

[Paco C. Brynner]

//„Was hat dich denn hierhin verschlagen, Drachenkind*?“//

Die Stimme des Jungen ließ ihn zusammenblicken, und er riss mit großen Augen den Kopf herum. Für einen Moment starrte er den Anderen an und zuckte dann die Schultern. Er spürte, wie seine Ohren heiß wurden und er wohl ein wenig rot anlaufen musste.

"Uhm. Nichts Bestimmtes...", murmelte er zur Antwort, und blickte wieder auf das Gemälde vor ihm, abermals mit den Schultern zuckend.

"Wollte mir mal euer Stübli genauer ansehn.", fügte er hinzu und warf dem Schüler ein kleines Lächeln zu. Das hatte er schon sehr lange vorgehabt, seit er in Marschlins angekommen war. Er hatte ursprünglich damit gerechnet, in dieses Haus einsortiert zu werden, auch wenn ihn das schlussendliche Ergebnis auch nicht weiter überrascht hatte. Aber irgendwie zog ihn dieses Haus magisch an, er konnte nicht einmal sagen warum.

Ein weiteres Seufzen entfuhr ihm, ohne, dass er Kontrolle darüber hatte, und er pustete sich eine Strähne von der Stirn. Seine Haare waren inzwischen länger als er es gewohnt war.

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