Kompetenzfrage (Boltos Schlafzimmer)

[Erald von Tatzel]

Die Grundausstattung der Schlafzimmer ist stets gleich; individuelle Umgestaltungen sind erlaubt. Es gibt pro Schüler ein Himmelbett (egal, wie viele Schüler in einem Zimmer wohnen) mit zuziehbaren schweren Samtvorhängen in den Farben des Hauses: Silber und Nachtblau.

Die Größe des Zimmers ist von der Anzahl der darin wohnenden Schüler abhängig. Jeder Schüler erhält einen riesenhaften, knorrigen Schrank aus dunklem Holz, in den alle Utensilien passen. Es gibt ein gemeinsames Bücherfach (eine Etage für jeden Schüler), deren Unterteilung den Schülern obliegt. Ein großer Tisch mit mind. vier Stühlen steht in der Mitte des Raumes. Das Fenster besitzt einen breiten Fenstersims mit Sitzkissen (breit genug für zwei Schüler gleichzeitig). Eine Heizung oder dergleichen ist zwar nicht ersichtlich, aber aus irgendeinem Grund hat jeder Bereich, in dem ein Bett steht, stets eine angenehme Temperatur.

Es existiert eine gemeinsame Wäschetruhe, in die schmutzige Wäsche hineingelegt werden kann. Es liegt ein Reinigungszauber auf der Truhe, je nach Verschmutzungsgrad liegt die Wäsche nach wenigen Stunden oder erst nach einem Tag wieder ordentlich gefaltet und gesäubert in den Schränken der Schüler. Niemand hat bisher beobachten können, wie das funktioniert; die Guten Geister scheinen nicht an dem Prozess beteiligt zu sein.

Jeder Schüler ist für die Versorgung seines Haustieres selbst verantwortlich. Schlafstätten, Futterstellen usw. müssen im eigenen Zimmer untergebracht und mit den Mitschülern abgesprochen sein.

[Erald von Tatzel]

Erald betrat den Turm der Ombraluna, grüßte S mit einem Kopfnicken und sprintete die Treppen zum vierten Stockwerk hinauf. Er musste sich erst daran gewöhnen, dass sein Freund Bolto nun in vierten, anstatt dritten Obergeschoss schlief.

Unter dem Arm trug er ein eingerolltes Pergament und auf seinem Gesicht ein gezwungenes, leicht bitteres Lächeln. Es war ihm vorhin nach dem Essen nicht gelungen, Bolto abzufangen. Dabei war es doch wichtig!

Er stellte sich vor die Tür des Jungenschlafzimmers der fünften Klasse und klopfte höflich an. Hoffentlich war Bolt da….

[Gast]

Nach kurzer Zeit öffnete sich die Tür des Schlafzimmers auch schon. Bolto Wolfenberg stand im Türrahmen und begrüßte den Zwilling erst mal mit einem ausgiebigen Gähnen, während er sich am Bauch kratzte. Eigentlich hatte er sich noch nicht schlafen gelegt, aber er war schon bettfertig und befand sich daher in einer gemütlichen Stimmung. Er musterte den jüngeren Mitschüler kurz mit seinem verbliebenen Auge. "Ah, Erald." sagte er schließlich. Jurgen, dieser Teufelskerl, würde niemals so abgehetzt wirken. Dazu war er in jeder Situation viel zu abgebrüht. Bolto kannte die von Tatzels mittlerweile schon lange genug, um sie an solchen Sachen zu unterscheiden. Auf seinen Zügen breitete sich ein seichtes Grinsen aus. "Was gibts? Komm rein." sagte er und trat leicht zur Seite, damit Erald das Zimmer betreten konnte.

[Erald von Tatzel]

Bolto schien schon halb zu schlafen und Erald hob skeptisch die Augenbrauen. Aber sein Freund wusste ihn von seinem Bruder zu unterscheiden und ein Lächeln huschte über Eralds Gesicht. Ja, auf Bolt konnte er sich schon immer verlassen.

„Hallo, Bolt. Danke.“ Er schlüpfte in das Zimmer - die Pergamentrolle absichtlich ein wenig verbergend – und macht es sich gleich auf einem der Stühle bequem, die um einen kleinen Tisch herum standen. „Ich wollte dich fragen, wie es dir ergangen ist?“ fragte er fast beiläufig und ließ einen fast unbekümmerten Ausdruck auf seinem Gesicht erscheinen. Sie hatten die Ferien gemeinsam Zuhause in Grimheven verbracht…

[Gast]

Der junge Wolfenberg setzte sich auf einen Stuhl vor Erald und lehnte sich lässig zurück, während er den Zwilling etwas fragend anblickte. Bolto grinste und hob eine Augenbraue, nachdem der Jüngere seine Frage stellte. "Achso. Du willst wissen, wie es mir an dem einen Tag, an dem wir uns nicht gesehen haben, ergangen ist?" fragte er und machte ein gespielt nachdenkliches Gesicht. Wie immer, war Erald ziemlich zugeknöpft und seriös. Das fand Bolto etwas amüsant; Sie kannten sich immerhin fast ihr ganzes Leben und doch verhielt sich der Andere manchmal so, als wären sie Geschäftspartner. "Also, was ist los?"

[Erald von Tatzel]

Ein Lächeln huschte über Eralds Gesicht; er hatte es noch nie geschafft, Bolto lange etwas vorzumachen. Dafür kannten  sie sich einfach zu gut. Er lehnte sich etwas vor, um leiser sprechen zu können; ganz so, als würden sie belauscht werden.

„Ich habe dir doch von dem babylonischen Werk erzählt, das ich nur hier in der Bibliothek studieren darf. Weil da so ein altgriechischer Zauber drauf liegt?“ Erald wartete keine Antwort ab und holte das Pergament hervor, faltete es auseinander und drückte es platt auf die Tischplatte.

„Mein Altgriechisch ist noch mieser, als mein Altlatein, aber das hier“ er grinste breit, „hab ich mitgehen lassen, als Frau Grünklotz nicht hinsah.“ Es war eine magische Abschrift zweier Seiten des Buches, auf das sich Erald bezog.
„Es ist ein Zauber, der schon seit Jahrhunderten oder gar Jahrtausenden nicht mehr gebraucht wurde. Und ich brauche dich“ er grinste Bolt an, „um ihn zu wirken!“

[Gast]

Bolto sah seinen  jüngeren Mitschüler an und hob leicht herausfordernd seine Augenbraue, als dieser anfing, zu grinsen. Na klar. Natürlich war was. Als er das Pergament auf dem Tisch ausrollte, wusste Bolto sofort, was Sache war.

//Es ist ein Zauber, der schon seit Jahrhunderten oder gar Jahrtausenden nicht mehr gebraucht wurde. Und ich brauche dich, um ihn zu wirken!//

Der junge Zauberer antwortete ihm zunächst nicht, sondern stand auf, und beugte sich leicht über den Tisch, um die Skripte noch besser begutachten zu können. Die Schriftzeichen zogen vor seinem Auge vorbei, wie hastige Gespenster, unverständlich, leise, kaum zu verstehen. Doch, so erschien es Bolto, riefen sie gierig nach seinem Namen, schienen wahrhaftig zu wollen, das er sie verstand und das er diesen verschlüsselten Zauber seinem Wissen hinzufügte! Diese Magie hatten Leute in einer ganz anderen Epoche benutzt. Vielleicht waren diese Schriften sogar älter, als sein eigenes Grimoire? Bolts Auge schien vor blinder Begeisterung zu leuchten, und egal, wo sein anderes Auge auch immer war, Bolt war sich sicher, es hätte diesen Anblick ebenso genossen....

Der Junge setze sich wieder auf seinen Stuhl und grinste über das ganze Gesicht. „Worauf warten wir noch?“

[Erald von Tatzel]

Erald grinste aufgeregt, als sich Bolto erhob und sich über den Tisch beugte. Seine Neugier war geweckt; er hätte nichts anderes erwartet. Mit unterdrückter Freude blickte er kurz zu seinem Freund auf; etwas mulmig war ihm schon zumute, weil Bolto im vergangenen Sommer so groß geworden war…

Erald schüttelte den Gedanken ab und grinste Bolt an, der es kaum erwarten konnte.
Schnell zückte Erald seinen Zauberstab und versiegelte die Zimmertür von Innen. Falls Franzisco hereinkommen wollte, würden sie es rechtzeitig merken. Dann widmete er sich wieder dem Pergament. Sanft strich er über die Buchstaben.

„Die Schriftzeichen erzählen von dem Zauberer, der die Hängenden Gärten der Semiramis erschuf. Du weißt schon, das Ding, das bei den Muggeln als Weltwunder in die Geschichte einging. Weil sie eben zu doof waren, den Zauber dahinter zu begreifen!“ Er strich über die Überschrift in altgriechischer Sprache.

„Es ist ein Auszug, weil ich nur den Zauberspruch und die Anleitung mitnehmen konnte. Aber es sind tatsächlich schwebende Ebenen, die aneinander gereiht einen riesigen Garten bildeten. Je nachdem, was die für Pflanzen reinsetzen, erschien es größer oder kleiner. Aber es sind schwebende Gärten!“

Erald grinste; sein Gesicht war vor Aufregung rot angelaufen. „Aber der Zauber wurde nicht mehr angewandt seither. Obwohl er ja offensichtlich nicht in Vergessenheit geraten ist.“ Abwarten blickte er Bolt an. Einen Rückzieher würde wohl keiner von ihnen machen, oder?

[Gast]

Bolto hörte Erald auf halbem Ohr zu, während er die alten Schriften still studierte. Er schien es nicht gerade in einem kritschen Licht zu sehen, das Erald diese Pergamente eindeutig aus der Bücherrei geluchst hatte; Dazu war er zu neugierig und zu fasziniert von dem, was sein Kumpel da gefunden hatte. Von diesen hängenden Gärten hatte Bolto bisher noch nicht viel gehört,  doch er war sich ziemlich sicher, das irgendein mächtiger Zauber, oder sogar Mehrere, hinter diesem Bauwerk gesteckt haben.

Mit einem seiner Finger bleib der junge Zauberer schließlich auf einer Stelle im Text stehen, und sah zu Erald auf. "Dieses Wort hier... heißt das nicht Löwin? Und direkt daneben irgendwas mit einem Bann, oder einer Verzauberung? Ist das vielleicht so eine Art... Ritual?" Er schob das Pergament Erald hin.

[Erald von Tatzel]

Erald beugte sich ebenfalls ein wenig mehr über das Pergament. „Ja, die Hängenden Gärten von Semiramis waren für die Königin Semiramis bestimmt, die gleichgesetzt wurde mit der Göttin Istar, die für Krieg und Anderes verehrt wurde. Sie war eine Kämpferin!“ Beiläufig strich er mit der linken Hand über das Wort, auf das Bolto gezeigt hatte.

„Ihr Symbol war die Löwin. Als Kämpferin war dieses altbabylonische Tier weit verbreitet und gleichzeitig gefürchtet.“ Erald kam schon wieder in Schwelgen und musste sich konzentrieren, bei dem Zauber zu bleiben.

Erald las den Satz noch einmal, wie schon so häufig zuvor. Mittlerweile konnte er zwar alle Symbole einwandfrei erkennen, aber er wusste nicht alle Zwischen- und Kombinationsbedeutungen. „Ja, du könntest Recht haben. Das hier…“ er deutete auf ein Symbol neben dem Löwen-Symbol. „bedeutet Zauber. Aber im Sinne von einer Anwendung. Aber kein direkter Spruch, mehr so in der Richtung einer Zauberstab-Bewegung. Weißt du, was ich meine? Sowas wie… ein Gegenstand. Auf dem ein Fluch liegt. Weißt du?“
Das war eine absurde Frage an Bolt, aber das fiel Erald in diesem Moment nicht auf.

Er seufzte und blickte Bolto halb aufgeregt, halb enttäuscht an. „Es ist nur ein Teil des Zaubers, nicht wahr? Uns fehlt noch etwas, um ihn anwenden zu können. So etwas, wie ein Artefakt.“ Es war keine Frage. Erald musste sich das Buch noch einmal ansehen. Noch ein paar mehr Mal.

[Gast]

Bolto blickte seinen Freund andächtig an und schien für einen Moment zu grübeln. Das, was er da sagte... Es kam ihm irgendwie bekannt vor. "Sie benutzten ein Artefakt... also einen verzauberten Gegenstand?"  

Der junge Zauberer fing an, zu grinsen. „Dann ist diese Anwendung wohl...“ Er war sich ziemlich sicher. Es hing unmittelbar zusammen.  Er sah Erald triumphierend an: „Du kennst doch Lemm Klippenwald?“ Es klang mehr nach einer Feststellung, als nach einer Frage. In Grimheven kannte Jeder Jeden. „Weißt du noch, als er erklärte, wie man  einen verzauberten Gegenstand erst auslösen muss, damit er wirkt? Zum Beispiel durch Berührung oder indem man den Gegenstand richtig benutzt. Die Anwendung, die hier erwähnt wird, ist bestimmt etwas Ähnliches. Es löst den Zauber des Artefaktes aus.“ Boltos Ausdruck erschien immer aufgeregter und er stand auf, um die Pergamente von Oben nochmal zu betrachten. „Das heißt, wir sollten uns zwei Dinge vornehmen...“ Er machte eine kurze Pause, atmete tief ein und lächelte über das ganze Gesicht.

„Wir müssen herausfinden, wie das Artefakt ausgelöst wird... Und natürlich, wie das Artefakt hergestellt wird.“


[ooc: Bolto out.]

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