0.1 Tierheiler

[Rhabandi]

Dem Rätoromanen Livio Claglüna ist die Begabung für magische Wesen in die Wiege gelegt worden. Er ist mit Haut und Haaren Tierheiler für magische Wesen und scheint ein wandelndes Lexikon für Krankheiten und deren Behandlung zu sein. Es scheint nichts zu geben, was er nicht schon einmal gesehen, von dem er nicht schon einmal gehört hat. Livio versorgt alle Wesen liebevoll, routiniert und aufopfernd, doch den Schülern gegenüber ist er manchmal etwas kurz angebunden, weil die Tiere seine ganze Aufmerksamkeit beanspruchen. Livio ist Mitte 30, sieht aber wesentlich jünger aus. Seine grünen Augen, die sportliche Statur und sein kleiner, exotischer, romanischer Akzent, haben schon so manche Schülerin Marschlins den Kopf verdreht. Doch sein Interesse gilt einzig den Tieren.
Im Wartezimmer steht heute ein Bonbonglas mit gelben Bohnen, die Livio nicht weiter beachtet.

[Gast]

cf: Vormittag (10:00-11:00)/ Hauptallee (Westlich vom Schloss)

Mit Lucianas Hilfe schaffte es Bolto tatsächlich, den Tierheiler zu finden. Er spürte den warmen Druck ihrer Hand immer noch auf seinem Arm. Seltsames Gefühl; Dabei hatte sie schon längst wieder losgelassen. So kribbelig.

Der Heiler sah sich die Ratte im Karton an und schickte die Jugendlichen etwas rüde ins Wartezimmer, weil er meinte 'Sie stören seine Konzentration'. Kein Wunder. Bolto hatte während der Untersuchung angefangen, besorgtes und unsinniges Zeug zu brabbeln. Mit Menschen konnte der Heiler nun mal nicht so gut umgehen.

Im Wartezimmer ließ sich der junge Zauberer auf einen der Stühle sinken und seufzte. Ok. Er hatte seinen Teil getan. Oder eher... Nein, nicht wirklich. Luciana hatte diesen Teil übernommen. Etwas verlegen sah er zu ihr auf, blinzelte kurz, atmete tief ein. "Äh..." gab er etwas erstickt von sich. Er schien wieder einen klaren Kopf zu haben. Woran sie nicht ganz unbeteiligt war. "Tut mir Leid..." murmelte er dann und schluckte. Tut mir Leid. Für was? 'Tut mir Leid, dass ich verrückt bin und wegen einer Ratte vollkommen den Kopf verloren habe?' 'Tut mir Leid, dass du mich hierher buchsieren musstest, wie einen Irren?' - Bolto wich ihrem Blick aus.

[Luciana Maria Widmer]

Endlich gelangten sie zu dem Tierheiler und Luciana drängte Bolto und sich vor. Nicht, dass da noch Andere gewartet hätten, aber es ging ums Prinzip. Doch als Bolto anfing, irgendwas vor sich her zu murmeln und immer noch verwirrt erschien, schickte der Heiler sie einfach vor die Tür. Luciana wollte schon protestieren, aber ein Blick auf ihren Klassenkameraden und sie folgte brav wie ein Hündchen.

Im Wartezimmer setzte er sich auf einen der klapprigen Holzstühle und Luciana blickte im Stehen etwas genervt auf die Wände, während sie die Hände in die Hüfte stemmte. Wie sie warten hasste! Doch da…

>>“Äh... Tut mir Leid.“<<

Luciana blickte etwas verwundert zu dem jungen Zauberer, der sich zwar irgendwie wieder gesammelt hatte, aber dennoch kleinlaut wirkte. Ein warmes Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie seine Verlegenheit bemerkte; er konnte sie nicht einmal ansehen. Mit langsamen Schritten kam sie auf ihn zu und senkte die Arme.

„Du machst dir doch nur Sorgen um dein Haustier.“ sagte sie sanft und blickte zu ihm hinunter. Und ohne darüber nachzudenken, streckte sie die Hand aus und strich ihm zärtlich eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht. Ihre Fingerspitzen kribbelten und ihr Herzschlag begann zu galoppieren, aber sie blieb standhaft. Niemals würde er ihre Unsicherheit bemerken! Dafür war sie einfach zu gut!

„Das ist doch vollkommen normal.“ Ihre Stimme war ein wenig leiser geworden und sie zwang sich, sich nichts anmerken zu lassen. Verdammt, wo war nur ihre Selbstbeherrschung?

[Gast]

"Aber Ich mach dir nur Umstän-..." wollte Bolto sagen, da streckte Luciana ihre Hand nach ihm aus. Sie strich ihm ein Haar aus dem Gesicht; Ganz sanft, unbeschwert. Ganz normal. Verdattert starrte er sie kurz an. Was... Ok, cool bleiben. Das war nur eine ganz normale Geste. Machte sie bestimmt bei Allen, die sie trösten wollte. Ein ganz normale Geste von einer ganz normalen, exotischen Schönheit... Bolto spürte, wie er innerlich etwas nervös wurde.

Trotzdem lächelte er verlegen. "...Danke." sagte er und betrachtete sie für einen Moment, als wäre sie ein faszinierendes Kunstwerk. "Weißt du... Es ist halt..." Etwas fahrig fingerte er an dem Saum seines Shirts herum. "Ich habe die Ratte von einer wichtigen Personen bekommen." Er zuckte mit den Schultern und sah dann ein wenig gedankenverloren an ihr vorbei. "...Ich weiß, irgendwie klischeehaft. Aber es ist so. Auch an Tieren hängen Erinnerungen, irgendwie. Und außerdem ist sie mein einziger Freund an der Schule." Leise gluckste er und schien zu scherzen.

[Luciana Maria Widmer]

Er bedankte sich und sah sie an; sah sie mit seinen durchdringenden Augen, diesem perfekten Blick, der bis auf den Grund ihrer Seele zu blicken schien, an. Und Luciana nahm ihre Hand zurück, um ihren Atem wieder in Gang zu bringen.

Er lächelte sie an und etwas Warmes regte sich in ihrem Magen und ließ ihre Knie weich werden. Ohne dass Bolto ihren leichten Schwindel bemerkte, setzte sie sich neben ihn auf einen der hölzernen Stühle und ließ ihn nicht aus den Augen.

Er erzählte von einer Person, die ihm in der Vergangenheit wichtig war. Oder noch immer war? Etwas Wildes bäumte sich in Lucianas Magen auf und sie musste an sich halten, nicht laut nach der Identität dieser Person zu fragen! Die war ihm wichtig? Wie wichtig? Auf welche Weise? Hatte er noch Kontakt? Sicher war es irgendeine aufgetakelte….

Sie schluckte und blinzelte die wirren Gedanken zur Seite. „Haustiere können wichtig sein.“ Ihre Stimme klang ein wenig heiser, sodass sie sich räusperte. Dann blickte sie Bolto wieder an und ein unbändiger Drang, seine Hand zu nehmen, breitete sich in ihr aus. Zögerlich und mit leicht kalten Finger, umschloss sie seine Hand, die unsicher am Saum des Shirts spielte.
„Aber du hast doch Freunde an der Schule.“ Sie lächelte ihn an und hoffte, betete, er würde es erkennen. Denn aussprechen könnte sie es nicht. Dafür schien sie ihm in diesem Moment zu nahe zu sein.

[Gast]

Bolto spürte plötzlich, wie sich ihre Hand sanft um seine schloss. Was war nur... Wieder dieses Kribbeln; Erst einmal einatmen. Der junge Zauberer sah von ihrer Hand weg und blickte in ihr Gesicht. Ihre klaren Augen lagen aufmerksam auf ihm; Ihre Gesichtszüge hatten dabei eine merkwürdige, hypnotische Wirkung. Lucianas Worte hallten in seinem Inneren wieder, wie eine schöne Melodie.

"Ja..." gab er nur murrend von sich, während sein Blick an ihren Lippen hingen blieb, die ein Lächeln bildeten. Den Blick nicht abwenden könnend, rückte er etwas näher heran und... Da trat plötzlich der Tierheiler aus dem Behandlungszimmer! Bolto schreckte leicht auf, als wäre er aus einer Trance aufgewacht, und sprang ruckartig von seinem Stuhl. Kurz sah er das Mädchen noch etwas verwirrt an, bevor er hastig vor den Tierheiler trat.

In seiner Hand trug er die braune Wanderratte, die zwar etwas benommen aussah, aber neugierig ihre Nase ausstreckte und in die Gegend schnüffelte. Boltos Auge strahlte für einen Moment. Er sah zum Heiler auf, und wartete auf eine Erklärung.

[Luciana Maria Widmer]

Er sah sie an; sah sie wieder mit diesem Blick an, der etwas in ihr auslöste; der ihre Kehle zuschnüren und ihr Herz rasen ließ.

>>“Ja.“<<

Sie glaubte, seinen sanften Atem im Gesicht zu spüren, als er sie ansah, dann kurz ihre Lippen fixierte und sofort breitete sich ein Kribbeln in ihr aus. Er kam näher, ihr Herz raste; seine Nähe schien prickelnde Spuren auf ihrem Körper zu hinterlassen und sie schloss ein wenig die Augen…

Da trat der Heiler ein und vor Schreck rutschte Luciana beinahe vom Stuhl. Gerade noch in letzter Sekunde hielt sie sich an der Sitzfläche fest, während Bolto auch schon aufgesprungen war. Ihre Wangen liefen rot an, als sie sich erhob und ihre grüne Bluse glatt strich.

Erwartungsvoll und als sei gerade gar nichts passiert (war doch auch nicht, oder?) gesellte sie sich neben Bolto und blickte zu der Ratte. Und wiederum ein seltsames, warmes Gefühl breitete sich in ihr aus. Oh, sie hatte sich die Ratte noch nie richtig angesehen. Aber… war die süß!

[NSC Sonstige]

Wie durch Geisterhand durchströmt eine piepsige Stimme das ganze Schiff. Sie scheint aus den Wänden zu kommen und hallt überall wieder. Es scheint als würde die Stimme sogar im stärksten Sturm und Tumult zu hören sein.


„Achtung, Achtung.
Liebe Besucher, fleißige Einkäufer und liebreizende Schüler. In wenigen Minuten beginnt auf dem >>Oberdeck<< die wunderbare Tombola, auf die ihr euch schon so lange gefreut habt! Doch nur wer alle fünf Bohnen in den Farben gefunden hat, kann teilnehmen.
Nur Mut! Es gibt tolle Preise!“

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